May 09, 2021


Steinschmuck: eine lange Kulturgeschichte



Ganz gleich, ob Edelsteinschmuck, Gold und Silber oder Modeschmuck: Das Tragen von Schmuck ist vielen ein Bedürfnis, Ausdruck ihrer Persönlichkeit, manches Mal ihrer aktuellen Stimmungslage. Warum ist das so, was treibt uns? Seit wann existiert Schmuck und wie hat er sich entwickelt? Spannende Fragen, denen wir einmal nachgegangen sind: Begleiten Sie uns auf eine kurze Zeitreise in ausgewählten Etappen.

 

Wie es wohl begann

Forscher datieren die ersten bisher bekannten Formen menschlichen Schmucks in die Zeit um 98.000 vor heute, also ins mittlere Paläolithikum. Funde durchbohrter Schneckenperlen in Marokko, Israel und Algerien lassen vermuten, dass diese Gehäuse zu einer Kette aufgezogen der bloßen Verschönerung dienten. Ein überlebensnotwendiger Nutzen jedenfalls offenbart sich nicht.Schneckenmuscheln 100.000 v. Chr.

Die beiden perforierten Muscheln aus Israel aus unterschiedlichen Blickrichtungen; der Balken entspricht einem Zentimeter. (Foto: Marian Vanhaeren/Francesco d'Errico)

Damalige Menschen schmückten sich vor allem mit bleibenden Resten der belebten Natur, von Tieren: Schalen von Muscheln und Schnecken, Perlen, Tierzähnen, Knochen oder Wirbel. Zeichnungen an Höhlenwänden belegen dies. Doch auch an Bernstein und mineralischen Steinen fanden Menschen Gefallen als Körperschmuck. Perlenschmuck und auch Steinschmuck sind demnach schon sehr, sehr alt, während später so geschätzte Edelsteine noch nicht gängig waren. Diese frühgeschichtlichen Schätze hingen als Anhänger an Riemen oder zu Ketten aufgefädelt um den Hals, an Ohren, Händen oder Fingern.

Schmuck Steinzeit - Felszeichnungen im Matobo National Park (Simbabwe)

Felszeichnungen im Matobo National Park (Simbabwe)

Schmuck als ein kommunikatives Statement

Darwin vermutete seinerzeit, die nackte Haut sei Voraussetzung und Ausgangspunkt für die Kulturgeschichte des Schmucks gewesen. Das Bedürfnis sei entstanden, sich sofort wahrnehmbar hervorzuheben - als ganz besondere Art, mehr noch als Individuum. Der optische Sinn ist seit jeher unser dominierender, ein weiterer elementarer Teilaspekt. Archäologen fanden zahlreiche Hinweise, die Darwins These durchaus untermauern. Denn Zierde war offenbar ein wichtiger, aber nicht der alleinige Beweggrund, den Körper mit auffälligen Fremdkörpern zu versehen. Sie dienten auch der Individualisierung, vielleicht sogar Partnerwerbung, und zugleich als soziales Erkennungszeichen - für Personen und Stammeszugehörigkeit. Schmuck ist ein kommunikatives Statement. Schon sehr früh waren Schmuckstücke sichtbare Metaphern für Erfolg, Wert und Rang innerhalb des sozialen Gefüges. Sie erhielten eigene Rollen als ikonisches Symbol oder Talisman, in Ritualen und religiösen Zeremonien. Vieles davon ist noch heute lebendig.

 

Altertum und Antike: Ära der Edelmetalle und Edelsteine

Ab grob 2.500 v. Chr., mit der Erschließung von Metallen als Rohstoffe zur Bearbeitung, kamen auch Schmuckteile mit Kupfer, Bronze und Eisen hinzu. In kleinen Elementen wie Platten und Scheiben, Spiralen, Ringen oder Kugeln. Und natürlich Gold. Die Metallverarbeitung nahm gerade in der Goldschmiedekunst Schritt für Schritt immer feinere, filigranere Entwicklungsstufen. Die Sumerer beispielsweise fertigten zusammen mit Gold und Silber zauberhaften Edelsteinschmuck mit Karneol, Achat, Lapislazuli und anderen.

In der Antike, vor allem gegen 1.400 v. Chr., kam Edelsteinschmuck sehr in Mode. Geschnitten als sogenannte Gemmen, erhielten verschiedene Edelsteine, meist aus der Reihe der Quarze, eingeschnitzte Motive. Oft als Siegelsteine genutzt, trugen sie eine Edelmetallfassung. Mit Ring trug man sie am Finger, manche mit Gehänge an den Ohren oder mit einer Nadel als Brosche.

Denken Sie an die um 1.000 v. Chr. entstandenen unermesslich reichhaltigen Goldschmuck-Schätze der amerikanischen Hochkulturen, der Maya, Azteken und Inka. Im europäischen Umkreis waren es zunächst die Ägypter, später Kelten und Germanen, die außerordentliche Fertigkeiten und eigene Stilrichtungen von Schmuck entwickelten.

 

Ägypten - Pracht und Glanz der Pharaonen

Körperschmuck spielte im antiken Ägypten eine herausragende kulturelle Rolle. Die wertvollsten Edelsteine und Edelmetalle präsentierten die oberen Schichten etliche Jahrhunderte lang als Zeichen ihres hohen Status. Fest verankert ist auch der mythologische Symbolismus bearbeiteter Edelsteine oder Halbedelsteine wie Granat, Lapislazuli, Türkis oder Amethyst. Ob als Amulett oder Gold-Anhänger in Form eines Ankh, Skarabäus, Horus-Auges, der Göttin Hathor oder üppig verzierte Halskragen: Kostbarkeiten schmückten Würdenträger zu Lebzeiten und wurden ihnen später im Grab beigegeben.

 

Kelten - Mystik, Mythologie und verschlungene Symbole

Als Gallier dominierten sie die Eisenzeit Europas und hatten dort ihre größte Ausdehnung um 275 v. Chr. Gürtelschnallen, offene Halsreifen (Torques), Armspangen und Gewandnadeln (Fibeln) trug man neben einfachen Ringen. Keltische Kunsthandwerker waren übrigens Meister der Emaille-Technik. Der bekannteste Stil keltischen Schmucks ist durchdrungen von Ranken, Knotenschlingen oder Spiralen - wie die dreiästige Spiralform Triskele. Überhaupt spielt die Zahl Drei in den mythologischen Symbolen eine große Rolle, in der Triqueta beispielsweise. Typisch auch sind der Keltische Knoten und das Keltische Hochkreuz mit Ring um den Kreuzungspunkt, beides spätere, frühmittelalterliche Formen aus Irland.

 

Germanen - keineswegs barbarische Eigenart

Die Grundelemente germanischer Schmuckkunst zwischen Eisenzeit, Römern und Völkerwanderung waren denen der Kelten recht ähnlich: Spangen, Fibeln, Schnallen, Ringe und Amulette aus Silber und Bronze. Doch Ornamentik und die durchweg bildhaften Motive hatten eine ganz eigenständige Prägung: Drachen, Schlangen, Greife und anderes Getier; das Möndchen der Göttin Lunula, Kriegsgott Irminsul, Beile, Thorhammer oder Keulen - und natürlich Runen. Steinschmuck gab es weniger, dafür unzählige Glasperlen in vielerlei Formen und Farben. Dennoch war "barbarischer" Goldschmuck von erstaunlich hoher Qualität und zeugte von Einfallsreichtum.

 

Mittelalter: Trend zu Schlichtheit, Schmuck wird Währung

Prunk war zwischen 500 und 1500 n. Chr. in Europa zunehmend weltlichen Herrschern und dem Klerus vorbehalten. Stilistische Anleihen aus dem byzantinischen Reich im Osten, zu Beginn auch nordafrikanisch-arabische, bestimmten den romanischen Schmuckstil. Selbst für das gehobene Bürgertum verlor auffallender und kostbarer Schmuck an Stellenwert. Eher schlicht waren denn auch ihr Gold- oder Silberzierrat, wertvolle Stücke wurden zu geldartigen Tauschobjekten. Eines der bekanntesten Zeugnisse prachtvollen vorgotischen Schmucks, und zudem eine der ältesten erhaltenen europäischen Kronen, ist die ottonische Lilienkrone von etwa 1.000 n. Chr. aus dem Domschatz Essen. Erst im Spätmittelalter entwickelten sich Zünfte, in denen Goldschmiede unabhängig und frei Innovationen vorantreiben konnten.

 

Renaissance und Barock: üppig blühende Übergangszeit

Mit der "Wiedergeburt" vergessenen kulturellen Reichtums erfuhr üppiger Luxus auch im Schmuck einen rasanten Aufschwung. Man besann sich auf die Antike und schwelgte dabei in wertvollstem Perlenschmuck, opulent ziseliertem Gold und Silber und liebte Edelsteine. Je auffallender, desto besser. Geradezu legendär sind noch heute die ausschweifenden Formen am Hofe Ludwigs des Vierzehnten. Oder die berühmteste Perle der Welt namens "La Peregrina", die Pilgernde, welche von 1554 an vom spanischen Königshof über die englische Königin Maria Tudor vielfach in königliche Hände weitergereicht wurde bis in diejenigen von Elizabeth Taylor - 1969 von Richard Burton als Liebes-Geschenk ersteigert.

Eine weitere Krönung fand die verschwenderische Opulenz im verspielt geschnörkelten Barock. Technisch lösten hochentwickelte Verfahren der Steinbearbeitung den bisherigen Cabochonschliff ab. Statt konvex rundgeschliffener Oberfläche kam nun der glitzernde Facettenschliff in Mode. Edelsteine kamen so noch wesentlich besser zur Geltung, ganz besonders in Form lichtbrechend-reflektierender Brillanten. Erst die Facettenschlifftechnik machte Diamanten populär. Täuschend echt wirkende Edelstein-Imitationen aus Spezialglas erlaubten es auch den weniger Betuchten, im damaligen Prunk ausgiebig mitzuschwelgen. Dank der neu entwickelten Zugfedern stellten geschickte Uhrmacher besonders kleine Schmuckuhren her, die um 1600 sehr gern als fein gearbeitete Halsuhren getragen wurden.

 

Neuzeit: technische Neuerungen bereichern die Schmuck-Vielfalt

In der Zeit des Biedermeier um 1790 war dann sogenannter Trauerschmuck en vogue: Winzige Miniaturbildnisse mit Gedenksprüchen hinter Glas hingen als Amulette am Hals oder schmückten Fingerringe.
Zur Zeit Queen Victorias ab etwa 1840 nahm die industrielle Entwicklung an Fahrt auf. Dies mag eine Erklärung sein für die Rückbesinnung auf Naturmotive auf viktorianischen Medaillons und Gemmen. Perlenschmuck und Edelsteinschmuck vom Amethyst über Saphir und Smaragd bis zum Diamanten waren dennoch äußerst beliebt. Erstmals war es nun auch möglich, Schmuck zu vergolden und damit breiteren Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen.
Ebenfalls in diese Ära fällt der feingliedrig-schlichte Berliner Eisenschmuck. Ihn charakterisiert der einzigartige Charme des Eisenfeingusses (auch Eisenkunstguss genannt) aus der Preußisch Königlichen Eisengießerei und zwar seit 1804 bis in die Fünfziger Jahre hinein.
Als geradezu revolutionär galt nach der Wende zum 20. Jahrhundert der Art-Deco-Haarschmuck von Auguste Bonaz. Er experimentierte ausgiebig mit der Neuheit "Kunststoffe" und setzte den künstlichen Schmuckstein Galalith in allen erdenklichen Farben ein.

 

Und in der Gegenwart?

Wohl keine andere Epoche als die heutige erlaubte den Menschen eine derartige Auswahl und Vielfalt. Mode und Zeitgeist diktieren heute sehr viel weniger, was gefällt. Und dennoch: Trotz Modeschmuck fesselt und fasziniert uns Menschen die einzigartige Wertigkeit natürlicher Schätze dieser Erde am tiefsten. Gerade als Gegenpol zur beliebig-automatisierten Massenfertigung aus artifiziellen Materialien gewinnt Kunsthandwerk wieder an ideeller Bedeutung. Vielleicht mehr denn je.

Die ursprünglichen Rohstoffe wie Edelsteine sind Ergebnis der Erdgeschichte, sie repräsentieren unsere Wurzeln, und ihre Entstehung ist unumkehrbar. Handgefertigte Einzelstücke und Kleinserien aus echtem Edelmetall, Unikaten aus Perlen und Edelsteinen sind daher immer Ausdruck und Spiegel von Individualität.

Dieser Philosophie haben wir uns mit Leib und Seele verschrieben. In unserem Shop stellen wir Ihnen vor, wofür wir stehen: sorgfältig konzipierte und kunsthandwerklich hergestellte Schmuckstücke in modern-schlichter Interpretation. Finden Sie hier hochwertigen Edelsteinschmuck oder Perlenschmuck, kombiniert mit bestem 925er Silber. Haben Sie schon gestöbert? Ist Ihr Lieblingsschmuck dabei? Wenn Ihnen gefällt, was Sie in unserer virtuellen Ausstellung sehen, empfehlen Sie uns gern weiter. Wir freuen uns immer über Seelenverwandte in unserer Begeisterung für Edelsteinschmuck.